Achtes Netzwerktreffen zur digitalen Barrierefreiheit
Datum 11.04.2025
Das achte Netzwerktreffen digitale Barrierefreiheit, zu dem die Bundesfachstelle Bundesbehörden eingeladen hatte, fand am 25. März als Online-Treffen statt. 80 Mitarbeitende von Bundesbehörden nahmen an der Veranstaltung teil, bei der die Künstliche Intelligenz eines der Schwerpunktthemen war.
Nach der Begrüßung durch Dorothee Wulf von der Bundesfachstelle berichteten die Kolleginnen und Kollegen Neues aus der Bundesfachstelle und aus der Welt der Barrierefreiheit.
Einerseits wurde die DIN SPEC Leichte Sprache vorgestellt. Dieses neue Regelwerk hilft allen, die Texte in Leichte Sprache übersetzen lassen wollen.
Als Nächstes berichtete Sven Niklas über das Kompetenzzentrum Gebärdensprache und Leichte Sprache, das bei der Bundesfachstelle Barrierefreiheit angesiedelt wird. Das Kompetenzzentrum wird die Bundesbehörden bei den beiden Themen beraten. Außerdem wird es die aktuellen Entwicklungen, auch im Bereich Künstliche Intelligenz, beobachten und auswerten.
Vorstellung des Projekts KIBF des Bundesministeriums des Innern
Als erster Referent stellte Ulrich Wokulat vom Bundesministerium des Innern (BMI) das Projekt "KIBF – Künstliche Intelligenz zur Unterstützung der IT-Barrierefreiheit" vor. Dies ist eine geplante IT-Maßnahme des BMI, die dabei unterstützen soll, mehr und schneller barrierefreie Inhalte zu erstellen.
Bei dem Projekt soll eine linguistisch trainierte Künstliche Intelligenz (KI) genutzt werden, die das Vokabular der öffentlichen Verwaltung versteht.
Es sind verschiedene Dienste angedacht, die im Rahmen des Projekts angeboten werden sollen:
- Echtzeit-Untertitel für Videoübertragungen – auch über Braillezeile
- Übersetzen von Text in Leichte Sprache
- Übersetzen von Text und Ton in Gebärdensprache – inklusive animierter Mundbewegungen
- Generieren von Alternativtexten für Grafiken und Abbildungen in Dokumenten, auch bei eingescannten Dokumenten
- Durchführung von Barrierefreiheits-Tests durch KI
Diese Dienste sollen auf einer zentralen KIBF-Plattform bereitgestellt werden.
Mit KIBF könnte ein einheitliches Angebot eingeführt werden, das alle Bundesbehörden bei der Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit unterstützt. Dadurch würden alle Mitarbeitenden und auch die Öffentlichkeit profitieren. Ein Zeitplan zur Realisierung des Projekts existiert noch nicht.
Vortrag: IT-Barrierefreiheit im BAMF – praktische Lösungen für die Umsetzung
Den zweiten Vortrag des Treffens hielten Serdal Bilir und René Matthäi aus dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Sie berichteten, wie sie das Thema digitale Barrierefreiheit im Haus praktisch umgesetzt haben. Dazu wurde ein eigenes Barrierefreiheits-Team im Amt aufgestellt, das verschiedene thematische Schwerpunkte abdeckt.
Das Team „Serviceteam Barrierefreiheit" erstellt barrierefreie PDF für das ganze Haus. Zudem gibt es seit 2019 ein Test-Team für digitale Barrierefreiheit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Barrierefreiheits-Team sensibilisieren die Kolleginnen und Kollegen intern, besonders IT-Entwicklerteams und Projektverantwortliche zur Umsetzung der Anforderungen der Barrierefreiheit.
René Matthäi, Referent für IT-Qualitätssicherung im BAMF, erläuterte, wie die Qualitätssicherung organisiert und durchgeführt wird. Berücksichtigt werden dabei auch die Gebrauchstauglichkeit und die Einhaltung der Barrierefreiheitsvorgaben in Softwaredesign, Entwicklung und Test. In seinem Vortrag ging er auf verschiedene Test- und Qualitätssicherungsverfahren ein, auf manuelle und automatisierte Tests sowie auf Tests, bei denen spezialisierte Tools unterstützen. Er hob dabei die Notwendigkeit und den Nutzen manueller Tests hervor. Diese seien erforderlich, um die tatsächliche IT-Umgebung von Nutzenden abzubilden – und um die Art und Weise nachbilden zu können, wie diese (einschließlich der speziellen assistiven Technologien) genutzt wird. Diese Art und Weise sei so unterschiedlich wie die Menschen, die das IT-Produkt verwenden.
Serdal Bilir berichtete von konkreten Praxisbeispielen der erfolgreichen Umsetzung barrierefreier Websites und digitaler Anwendungen. Eine praktische Hilfe war beispielsweise die Entwicklung barrierefreier UI-Komponenten (wiederverwendbarer Bausteine der Softwareentwicklung).
Dabei arbeiten sie auch mit internen und externen Expert*innen zusammen. Herr Bilir und seine Kollegen betonen bei ihrer Arbeit stets, wie wichtig es ist, die Barrierefreiheit in IT-Projekten von Anfang an zu berücksichtigen. Zuletzt nannte er die Herausforderungen und Hürden, die sich dem Barrierefreiheits-Team gestellt haben, aber konnte auch Lösungsansätze angeben.
Die beiden Referenten gaben zudem bekannt, dass ihr Team für die Netzwerkmitglieder voraussichtlich im Herbst eine interaktive Info-Veranstaltung vor Ort durchführen wird.
Netzwerk digitale Barrierefreiheit
Seit Sommer 2022 veranstaltet die Bundesfachstelle Barrierefreiheit mindestens zweimal jährlich Netzwerktreffen zur digitalen Barrierefreiheit für Behörden des Bundes. Ziel ist der Austausch und die Vernetzung für die Umsetzerinnen und Umsetzer von digitaler Barrierefreiheit in den Behörden. Aktuell sind bereits über 200 Mitarbeitende von Bundesbehörden Teil des Netzwerks.
Sie möchten auch teilnehmen?
Wenn Sie in einer Bundesbehörde zum Thema digitale Barrierefreiheit arbeiten und Interesse haben, ebenfalls Mitglied im Netzwerk zu werden und an den Treffen teilzunehmen, melden Sie sich bitte bei der Bundesfachstelle:
bundesfachstelle-barrierefreiheit@kbs.de. Das nächste Netzwerktreffen wird voraussichtlich im Herbst 2025 stattfinden.
Weitere Informationen zum Netzwerk finden Sie hier: Netzwerk digitale Barrierefreiheit