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Rückblick: Bundesweite Fachkonferenz „Mehr barrierefreien Wohnraum schaffen!“

Datum 09.02.2024

Der Mehrbedarf an barrierefreien, altersgerechten oder auch nur barrierereduzierten Wohnungen liegt bereits heute bei weit über zwei Millionen. „Mehr barrierefreien Wohnraum schaffen!“ lautete deshalb das Thema unserer hybriden Fachkonferenz am 1. Februar in Erfurt. Die Bundesfachstelle Barrierefreiheit und Moderator Christian Stadali begrüßten rund 400 Teilnehmende online sowie vor Ort in der Zentralheize.

Blick von hinten auf das Publikum und Bühne, auf der vier Personen sitzen. Links neben der Bühne steht eine Frau, die Handzeichen macht. Rechts ist ein Monitor zu sehen. Die hybride Konferenz fand in der Zentralheize Erfurt statt und wurde live in Deutsche Gebärdensprache und Leichte Sprache übersetzt. Quelle: Bundesfachstelle Barrierefreiheit/Carsten Beier

Veranstaltende, Referierende und Teilnehmende trafen sich am 1. Februar in einer Location, die direkt beeindruckte und zum Austausch einlud. Simone Miesner, stellvertretende Leiterin der Bundesfachstelle, eröffnete gemeinsam mit Moderator Christian Stadali einen sehr intensiven und erfolgreichen Konferenztag zum Thema „Mehr barrierefreien Wohnraum schaffen!“.

Eine Frau und ein Mann stehen auf einer Bühne. Der Mann sieht die Frau an, diese spricht in ein Mikrofon. Die Frau hat braune, mittellange Haare und trägt ein schwarzes Kleid. Begrüßten die Gäste vor Ort und online zugeschaltet: Simone Miesner, stellvertretende Leiterin der Bundesfachstelle, und Moderator Christian Stadali. Quelle: Bundesfachstelle Barrierefreiheit/Carsten Beier

In seiner Keynote betonte Dr. Volker Sieger, Leiter der Bundesfachstelle: „Wir möchten mit den vielen Menschen ins Gespräch kommen, die die Probleme vor Ort ganz konkret kennen und möglicherweise schon seit Jahren versuchen, Abhilfe zu schaffen.“

Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Bühne. Beide blicken auf einen Tisch vor ihnen, auf dem Papier liegt. Der Mann spricht. Er hat kurze blonde Haare, trägt eine Brille und ein schwarzes Jackett. Dr. Volker Sieger, Leiter der Bundesfachstelle, hielt die einführende Rede der Veranstaltung. Quelle: Bundesfachstelle Barrierefreiheit/Carsten Beier

Bedarfe aufzeigen und mithilfe konkreter Projekte Lösungsansätze entwickeln

Probleme und Bedarfe aus unterschiedlichsten Blickwinkeln konnte Christian Stadali mit der Erfahrungsrunde um Christopher Brandbeck und Lisanne Karau (Inklusive WG Gießen), Dr. Michael Spörke (SoD NRW) und Martina Rosenberg (pflege.de) austauschen. Oftmals stelle sich bereits bei Wohnungsbesichtigungen heraus, dass Barrierefreiheit noch lange nicht drin sei, wo Barrierefreiheit draufstehe. „Barrierefreies Wohnen ist für alle Menschen wichtig, unabhängig von Alter und Einschränkungen“, resümierte Frau Rosenberg, Chefredakteurin des bundesweiten Serviceportals pflege.de.

Auf der Bühne sitzen drei Männer und zwei Frauen. Der Mann in der Mitte spricht und hält eine Karte in der Hand. Im Hintergrund ist eine hellgrüne Leinwand, auf der das Logo der Bundesfachstelle zu sehen ist. In der ersten Podiumsrunde sprach Moderator Christian Stadali (Mitte) mit Lisanne Karau, Christopher Brandbeck (links), Dr. Michael Spörke und Martina Rosenberg (rechts) über konkrete Erfahrungen und Bedarfe bei barrierefreiem Wohnraum. Quelle: Bundesfachstelle Barrierefreiheit/Carsten Beier

Kosten-Argumente im Realitätscheck

Das Argument der Mehrkosten wird bei dem Thema immer wieder vorrangig angeführt. Dass barrierefreies Bauen nach DIN-Standard mit nur 1,6 Prozent Mehrkosten möglich ist, stellten Axel Grommann (WSG Dienstleister GmbH) und Carsten Ohm (Sozialverband VdK Nordrhein-Westfalen e. V.) anhand des gemeinsamen Krefelder Projekts überzeugend dar.

In Vertretung für und mit freundlicher Genehmigung von Tanja Buß vom Geschäftsfeld „bfb barrierefrei bauen“ der RM Rudolf Müller Medien stellte Dr. Markus Rebstock (Bundesfachstelle Barrierefreiheit) vorab Daten und Studien zum Thema Bedarfe und Kosten vor. So wurde einerseits deutlich, dass bei unverändertem Baugeschehen in Deutschland eine Versorgungslücke von rund zwei Millionen barrierereduzierten Wohnungen bis 2035 belegt ist. Andererseits zeigte z.B. eine Online-Umfrage von „bfb barrierefrei bauen“ aus dem Jahr 2019: Mehrkosten für barrierefreies Bauen sind überschaubar. Frau Buß schlussfolgerte dazu im Rahmen der Vorgespräche zur Konferenz: „Frühzeitig berücksichtigt und bedarfsgerecht geplant, ist Barrierefreiheit kein Kostentreiber!“

Im anschließenden Podiumsgespräch fasste Christian Stadali gemeinsam mit den Expertinnen und Experten Dr. Michael Spörke, Martina Rosenberg und Janek Lassau (Innovatives Netzwerk Wohnen mit Behinderung in Leipzig) die Herausforderungen sowie Notwendigkeiten und Bedarfe zusammen: von Sensibilisierung und zugänglichen Informationen über Partizipation aller Beteiligten bis hin zum notwendigen barrierefreien Umbau von Bestandsgebäuden.

Inspiration durch beispielgebende Projekte

Nach der Mittagspause erwartete die Teilnehmenden ein Einblick in das Konzeptverfahren der Stadt Willich als Alternative zum Bieterverfahren durch Anette Horst. Bianca Rodekohr stellte danach das SeWo-Programm des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zu selbstständigem technikunterstütztem Wohnen vor. Denn: Gleichberechtigte Teilhabe beginne in den eigenen vier Wänden.

Drei anschließende Projekte von Wohnungsbauunternehmen unterschiedlichster Größe berichteten von Möglichkeiten und Erkenntnissen im Neubau und Bestand. So zeigte Willi Sutter (wohnbau bogenständig eG, Emmendingen), dass Barrierefreiheit auch in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz umsetzbar ist. Die Voraussetzung für Lösungsansätze sei, die Denkmalpflege von Anfang an einzubeziehen.

Wie ein barrierefreier Umbau im Bestand auch im Plattenbau gelingen kann, erfuhren die Teilnehmenden von Christiane Domke (Architekturbüro Domke) und Fabio Lovece (WBG Kontakt eG) aus Leipzig.

Björn Grisse und Sven Solterbeck stellten abschließend je ein Beispiel-Projekt im Neubau und Bestand bei der Hamburger SAGA vor.

Eine wesentliche Erkenntnis für den Erfolg der vorgestellten Projekte: Eine kluge Planung sowie der frühzeitige Austausch mit Sozialverbänden und anderen Expertisen tragen dazu bei, Anforderungen an Barrierefreiheit und Bedarfe der Mietenden von Anfang an berücksichtigen und erfolgreich umsetzen zu können.

Eine Frau zeichnet in Farben auf ein großes Blatt Papier. Darauf sind Häuser und Menschen zu sehen und viele kurze Sätze. Graphic Recording Graphic Recording: Gabriele Heinzel hielt die Inhalte der Fachkonferenz zeichnerisch fest - live während der Veranstaltung. Quelle: Bundesfachstelle Barrierefreiheit/Carsten Beier

Erste Erkenntnisse zur Schaffung von mehr barrierefreiem Wohnraum

Das Podiumsgespräch am Ende der Fachkonferenz mit Dr.-Ing. Antje Bernier (barrierefreies Planen und Bauen Hochschule Wismar), Anja Laubrock (Amt für Wohnen, Dortmund), Hans Maier (Verband bayerischer Wohnungsunternehmen e. V.) und Cordula Wiegand (Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Saalfeld/Saale mbH) ermöglichte einen ersten Austausch zu Erkenntnissen und umsetzbaren Maßnahmen in Abhängigkeit zu den aktuellen Herausforderungen. Perspektivisch müsse die Frage gestellt werden: Was ist kurzfristig, mittelfristig und langfristig möglich? Es müssten Vereinheitlichungen zu Barrierefreiheit geschaffen, Chancen genutzt und Lösungen im Bestand gefunden werden. Und es braucht Förderungen, den gebauten Wohnraum barrierefrei umbauen zu können – mit dem Ziel, zukünftig mehr barrierefreien Wohnraum zu schaffen.

Dokumentation

Im Nachgang der Konferenz „Mehr barrierefreien Wohnraum schaffen!“ wird eine Dokumentation erstellt, die Sie demnächst auf unserer Website finden werden.

Weitere Informationen:

www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de/wohnraumkonferenz