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Bundesteilhabepreis 2023 verliehen - Vorbildliche Projekte einer barrierefreien ambulanten Gesundheitsversorgung prämiert

Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesfachstelle Barrierefreiheit

Datum 03.06.2024

Der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, hat heute zum fünften Mal den Bundesteilhabepreis verliehen. Im Rahmen der jährlichen Inklusionstage überreichte er den drei Preisträgerinnen und Preisträgern eine Urkunde. Der Wettbewerb zum Thema „GESUNDHEIT INKLUSIV - barrierefreie ambulante Gesundheitsversorgung für Menschen mit Behinderungen“ zeichnet bundesweit herausragende Projekte aus und ist mit insgesamt 17.500 Euro dotiert.

Gruppenbild auf der Bühne Preisträger des Bundesteilhabepreis 2023 Die Preisträgerinnen und Preisträger des Bundesteilhabepreises 2023 mit Bundesminister Hubertus Heil (Dritter von links) und der Juryvorsitzenden Anke Glenz (vorne). Quelle: © BMAS/Thomas Rafalzyk

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales: „Heute haben wir drei Projekte ausgezeichnet, die neue Wege bei der ambulanten Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderungen gehen. Alle drei zeigen vorbildlich, wie einfach es sein kann, Barrieren abzubauen - wenn man pragmatisch ist und auf jene hört, die aus Erfahrung sprechen. Bei allen drei Projekten wurden gute Lösungen im Schulterschluss von Gesundheitsversorgern und Betroffenen erarbeitet. Davon können wir alle lernen.“

Der Bundesteilhabepreis prämiert jedes Jahr Projekte, die das Potenzial eines inklusiven, barrierefreien Sozialraums zeigen und als Vorbild dienen können. Insgesamt wurden 51 Beiträge für den Bundesteilhabepreis 2023 eingereicht. Eine unabhängige Fachjury, bestehend aus 12 Expertinnen und Experten der Verbände von Menschen mit Behinderungen sowie aus den Kommunen und den Ländern, hat die Preisträger weisungsfrei und anonymisiert ausgewählt. Die Bundesfachstelle Barrierefreiheit hat wie in den Vorjahren das Wettbewerbsverfahren im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales umgesetzt.

Dr. Volker Sieger, Leiter der Bundesfachstelle Barrierefreiheit: „Eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist auch für Menschen mit Behinderungen unerlässlich. Das ist ein wichtiger Bestandteil gleichberechtigter Teilhabe. Die mit dem Bundesteilhabepreis 2023 ausgezeichneten Projekte sind sehr unterschiedlich, haben aber eines gemeinsam: Sie sind Vorbilder, die die Gesundheit von Menschen mit Behinderungen verbessern. Beim Thema Finanzierung ist allerdings noch etwas zu tun, da die Behandlung von Menschen mit Behinderungen oftmals einen Mehraufwand an Zeit, Ausstattung und Personal bedeutet. Wünschenswert ist insofern eine entsprechend gesicherte Vergütung von vertragsärztlichen Leistungen.“

Die Preisträger des Bundesteilhabepreises 2023 sind:

1. Preis: Projekt: Gynäkologische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Mobilitätseinschränkungen
Landeshauptstadt München, Gesundheitsreferat

Im Oktober 2021 wurde in den Räumen des Gesundheitsreferats der Stadt München das Modellprojekt „Gynäkologische Sprechstunde für Frauen und Mädchen mit Mobilitätseinschränkungen“ eröffnet. Bürgerinnen mit Einschränkungen der Mobilität, zum Beispiel Rollstuhlfahrerinnen, können diese Sprechstunde für alle regulären gynäkologischen Untersuchungen nutzen, auch wenn sie eine Mehrfachbehinderung haben. Der Zugang ist barrierefrei, die Praxisräume sind mit Hebelifter und höhenverstellbarem gynäkologischen Untersuchungsstuhl ausgestattet. Die Gynäkologinnen und Gynäkologen werden von einer erfahrenen Pflegefachkraft und einer Medizinischen Fachangestellten unterstützt. Besonders ist auch der einstündige Zeitrahmen für einen Behandlungstermin, so dass bei den Patientinnen kein Zeitdruck entsteht. Für Frauen mit Mobilitätseinschränkung aus München und Umgebung ist hiermit ein Angebot entstanden, das die ambulante gynäkologische Versorgung sicherstellt. Hiermit wurde eine Versorgungslücke geschlossen. Vorbildlich ist auch, dass sich, um das Projekt zu verwirklichen, die Stadt München mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern zusammengetan haben. An der Umsetzung beteiligt waren auch Menschen mit Behinderungen. Über 250 Patientinnen wurden bisher behandelt. Eine Evaluation Ende 2023 zeigte eine große Zufriedenheit bei allen Beteiligten, sowohl organisatorisch als auch inhaltlich.
https://stadt.muenchen.de/infos/gynaekologische-praxis.html

2. Preis: Projekt: Inklusive Zahnarztpraxis
Zahnarztpraxis Dr. Guido Elsäßer

Das Projekt „Inklusive Zahnarztpraxis“ wurde bereits im Jahr 1995 initiiert. Die Praxis Dr. Guido Elsäßer liegt in unmittelbarer Nähe einer Behindertenwohneinrichtung, daher war die Barrierefreiheit der Praxisräume bei Bau und Einrichtung naheliegend. Zur Ausstattung gehören neben Rampe und Aufzug eine abgesenkte Sprechanlage, elektronische Türöffner sowie ein abgesenkter Empfangstresen. Mobile Geräte zum Röntgen, Transferhilfen wie Haltegurte und Rutschbretter sind Teil der inklusiven Praxis. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte nehmen regelmäßig an Special-Care-Dentistry-Fortbildungen teil. Wenn notwendig, untersuchen sie Patientinnen und Patienten mit Behinderungen auch direkt vor Ort in ihrer häuslichen Umgebung. Auch im Bereich der barrierefreien Kommunikation wurden Möglichkeiten geschaffen, zum Beispiel wurde ein Aufklärungsbogen in Leichter Sprache entwickelt. Kommuniziert wird mit allen Patienten auf Augenhöhe, ggf. mit Kommunikationshilfen oder unterstützenden Personen. Zusammengearbeitet wird auch mit Therapeutinnen und Therapeuten aus den Bereichen Logopädie und Physiotherapie. Für Menschen mit Behinderungen wurde so eine ambulante zahnärztliche Versorgung geschaffen, in der sie angstfrei und ohne Barrieren behandelt werden können. Klinikeinweisungen können dadurch reduziert werden.
www.zahnarzt-kernen.de

3. Preis: Projekt: Gesundheit für alle - jetzt!
Evangelische Stiftung Alsterdorf

Die Evangelische Stiftung Alsterdorf hat die Initiative „Gesundheit für alle - jetzt!“ gestartet, mit dem Ziel, die Gesundheit von Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Hintergrund war die Erfahrung, dass Menschen mit Behinderungen viele Hürden im Gesundheitssystem erleben und Krankheiten häufig spät erkannt und nicht angemessen behandelt würden. Die Initiative besteht aus verschiedenen Bausteinen: dazu gehören Präventionsangebote, um selbst etwas für die eigene Gesundheit zu tun, die Entwicklung von ambulanten und stationären medizinischen Versorgungsangeboten, aber auch Vernetzungsarbeit und Fortbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitssystem. Seit 2011 wird ein ganzheitliches Konzept umgesetzt, bei dem einerseits Bedarfe ermittelt, andererseits aber auch konkrete Versorgungsangebote erprobt und evaluiert werden. In regelmäßigem Austausch mit Menschen mit Behinderungen wurden verschiedene Angebote entwickelt. Dabei wird eng mit Krankenhäusern, Ärzte-Personal, Kammern und Fachverbänden zusammengearbeitet. Menschen mit Behinderungen lernen in Workshops, wie sie im Austausch mit Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Pflegekräften ihre Anliegen deutlich machen können. Auf der Website der Initiative steht umfangreiches Informationsmaterial für Patientinnen und Patienten, aber auch für Interessierte aus dem Gesundheitssektor zur Verfügung, denn das Netzwerken ist Teil der Initiative. Die Kommunikation in Leichter Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil.
www.gesundheit-fuer-alle.jetzt

Der Bundesteilhabepreis wird von dem Deutschen Landkreistag, dem Deutschen Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund unterstützt. Mit dem Preis wird auch die Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention nach umfassender Teilhabe aufgegriffen. Initiiert wurde der Bundesteilhabepreis im Jahr 2019 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der InitiativeSozialraumInklusiv (ISI). Die Ausschreibung erfolgt durch die Bundesfachstelle Barrierefreiheit.

Informationen zum Bundesteilhabepreis finden Sie auf www.bundesteilhabepreis.de.