Deutscher Hörfilmpreis 2018 vergeben
Datum 22.03.2018
Am Dienstagabend wurde im Berliner Kino International in feierlichem Rahmen der Deutsche Hörfilmpreis 2018 verliehen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) überreichte fünf Preise für besonders gute Audiodeskriptionen.
„Und der Gewinner ist…“ – Es gab am Dienstag viele Gewinner – und viele neue Bewunderer von Audiodeskription. Zum 16. Mal wurde der Deutsche Hörfilmpreis verliehen, in vier Kategorien. Zusätzlich wurde ein Publikumspreis vergeben. Moderator Steven Gätjen durfte zum zweiten Mal durch den Abend führen und sorgte mit Witz und Charme für eine kurzweilige Veranstaltung.
Der Abend begann mit einem ungewöhnlichen Einstieg: Eine Stimme aus dem Off beschrieb die Situation und den Kinosaal für die vielen Gäste mit Sehbehinderung – das war Audiodeskription live. Die eindrucksvolle Beschreibung endete mit dem auffordernden Satz: „Die Fotografen verlassen den Saal.“ Damit konnte es losgehen.
Mehr Audiodeskription im TV
Auf der Bühne sprach DBSV-Präsidentin Renate Reymann mit Schauspieler Mario Adorf, der sieben Jahre Schirmherr des Deutschen Hörfilmpreises war.
Heutzutage ist ein Schirmherr zum Glück nicht mehr nötig,
sagte er zur Entwicklung des Preises und verwies auch auf die verbesserte Verbreitung der Audiodeskription im Fernsehen. Doch
leider gibt es im Privatfernsehen so gut wie keine Audiodeskription,
so Jury-Mitglied Claudia Roth (Bundestagsvizepräsidentin), deren Rede aufgrund grippebedingter Abwesenheit vorgelesen wurde.
Ich bin für gesetzliche Verpflichtungen bei der Barrierefreiheit, auch für die Privatwirtschaft,
sagte Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele. Der Jury-Vorsitzende Hans-Joachim Krahl (DBSV) äußerte den Wunsch, dass auch TV-Dokumentarfilme mit Audiodeskription versehen werden.
Neu: Der Preis hat einen Namen: ADele
Die Statue, die den Preisträgern überreicht wurde, hat in diesem Jahr einen eigenen Namen erhalten: In Anlehnung an den Begriff Audiodeskription (AD) wurde sie auf den Namen „ADele“ getauft.
Neu: Kategorie Kinder- und Jugendfilm
Zum ersten Mal wurde auch ein Preis für einen Kinder- bzw. Jugendfilm vergeben. In dieser Sparte gibt es allerdings noch viel Nachholbedarf, stellte die Regisseurin Feo Aladag fest:
Hier fällt das Niveau der Audiodeskription ab.
Audiodeskription ist eine Kunst
Für viele der Laudatoren war das Thema Audiodeskription neu. Und alle waren begeistert davon.
Audiodeskription ist fast schon eine eigene Kunstform,
stellte auch der NDR-Intendant Lutz Marmor fest.
Die Preisträger
- Kategorie Kino: "Licht" (historisches Drama, farbfilm verleih)
- Kategorie TV: "Landgericht – Geschichte einer Familie" (Zweiteiler, ZDF)
- Kategorie Dokumentation: "Rabbi Wolff" (Kinofilm, Basis Berlin)
- Kategorie Kinder-/Jugendfilm: "Wendy – Der Film" (Kinofilm, Bantry Bay)
- Publikumspreis: "In aller Freundschaft; Folge 773: Mach's gut Nick" (TV-Serie, MDR)
Für eine festliche Stimmung im voll besetzten Kinosaal sorgte auch die Folk-Band Mighty Oaks.
Die Jury
Zur Jury unter dem Vorsitz von Hans-Joachim Krahl (DBSV) gehörten die Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele, Regisseurin Feo Aladag, Produzentin Dr. Alice Brauner, Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, Schauspielerin Brigitte Grothum und Schauspieler Roman Knižka sowie Filmredakteur Lars-Olav Beier (Der Spiegel) und Reinhard Glawe (Bert Mettmann Stiftung).
Hintergrund
Der Deutsche Hörfilmpreis wird seit 2002 vom DBSV verliehen und von der Aktion Mensch unterstützt.
Hörfilme ermöglichen es blinden und sehbehinderten Menschen, Filme als Ganzes wahrzunehmen und zu genießen. Diese Filme sind mit einer Audiodeskription (AD) versehen, die in knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekor beschreibt. Diese Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen eingesprochen.
Eine Übersicht der Hörfilme, die aktuell im Kino und Fernsehen laufen, ist auf der Seite hörfilm.info zu finden.