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Viertes Netzwerktreffen zur digitalen Barrierefreiheit

Datum 19.10.2023

Wie setzen die einzelnen Behörden die digitale Barrierefreiheit in ihrem Haus um? Das war das Schwerpunktthema des vierten Netzwerktreffens digitale Barrierefreiheit, zu dem die Bundesfachstelle Barrierefreiheit Behörden des Bundes eingeladen hatte. Über 60 Mitarbeitende von Bundesbehörden nahmen an der Online-Veranstaltung am 10. Oktober 2023 teil.

Neue Schulungsangebote der BAköV

Bevor einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ihre Erfahrungen berichteten, waren die Schulungen der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV) noch einmal Thema des Treffens. Frank Peterhänsel aus dem Bereich Lehrgruppe 5 (IT- und Organisationskompetenzen; Nachhaltigkeitsbildung) der BAköV informierte über neue Schulungsangebote im Bereich der Barrierefreiheit, die die Bundesakademie anbietet. So gäbe es inzwischen neben den Schulungen zu barrierefreien PDF auch Angebote zum Schreiben von barrierefreien Texten, zur Leichten Sprache und einen Kurs „Merkmale barrierefreier Software“. Als mögliche weitere Themen nannte Herr Peterhänsel u.a. barrierefreie Social Media, Webkonferenzen, Online-Redaktion und Online-Videos. Er fragte speziell nach den Wünschen der Bundesbehörden zu Schulungsinhalten und lud zum inhaltlichen Austausch auch im Nachgang des Treffens ein.

Umsetzung digitaler Barrierefreiheit: Berichte aus vier Behörden

Wie die Bundesbehörden die digitale Barrierefreiheit in ihren Häusern umsetzen, dazu berichteten anschließend die Mitarbeiterinnen aus vier verschiedenen Behörden. Dabei stellte sich heraus, wie unterschiedlich die Umsetzungen und Herausforderungen waren.

Einblick in die Praxis: Beispiel BMDV

Aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) berichtete Janina Woltersdorf über ihre Strukturen und Angebote zur Umsetzung digitaler Barrierefreiheit. Das Ministerium hat eine „Koordinierende Stelle für digitale Barrierefreiheit“ eingerichtet, zu der u.a. Frau Woltersdorf gehört. Dadurch soll die Thematik strukturell verankert und mehr Sensibilisierung und Transparenz geschaffen werden.

Für alle Dokumente im BMDV gilt, dass jeder Mitarbeitende in eigener Verantwortung für die Barrierefreiheit einer Datei zuständig ist. Die Koordinierende Stelle berät die Kolleginnen und Kollegen in der Thematik digitale Barrierefreiheit. Des Weiteren erstellt das BMDV zurzeit barrierefreie Word-Vorlagen, die allen Mitarbeitenden zur Verfügung stehen. Außerdem stellen sie Informationen zur „Erstellung von digital barrierefreien MS-Office-Dokumenten“ sowie zur Nutzung des Testtools PAC (PDF Accessibility Checker) im Intranet bereit. Auch Hinweise für eine digital barrierefreie Nutzung der E-Akte werden von der Koordinierenden Stelle angeboten.

Hausinterne Veranstaltungen würden schon zu 90 Prozent digital barrierefrei durchgeführt, berichtete Frau Woltersdorf. So gäbe es dort (fast) immer Gebärdensprachdolmetschende.

Einblick in die Praxis: Beispiel Bundesrechnungshof

Als zweite Referentin zum Thema berichtete Claudia Heyda vom Bundesrechnungshof. Die Herstellung der digitalen Barrierefreiheit sei dem Bundesrechnungshof ein wichtiges Anliegen, so Frau Heyda. Sie arbeitet im sogenannten Prüfungs- und Assistenzdienst. Dort sind rund 20 Mitarbeitende, die sich – neben vielen anderen Aufgaben – auch um barrierefreie Dokumente kümmern.

Der Bundesrechnungshof prüft die Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes und erstellt in diesem Rahmen eine große Zahl an Dokumenten. Um die Barrierefreiheit möglichst früh im Prozess der Texterstellung zu gewährleisten, haben die Mitarbeitenden aus dem Prüfungs- und Assistenzdienst barrierefreie Word-Vorlagen entwickelt. Zudem garantieren sie als zentraler Service die Expertise für alle Aspekte rund um barrierefreie PDF-Dokumente.

Frau Heyda berichtete auch von den Herausforderungen, den Startschwierigkeiten, aber auch den Erfolgen bei der Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit: Der Bundesrechnungshof musste viele Anstrengungen unternehmen, um an das erforderliche Wissen zu gelangen. Schulungen standen aufgrund knapper Kapazitäten kaum zur Verfügung. Mit einem Dozenten der BAKöV konnten schließlich in Inhouse-Veranstaltungen die Beschäftigten ausreichend geschult werden, u.a. auch als Multiplikatoren. Das erworbene Wissen hat der Bundesrechnungshof anschließend in Handlungsleitfäden dokumentiert, die laufend gepflegt werden.

Die Usability steht zunehmend im Fokus; erste Schlüsseldokumente sind bereits erfolgreich getestet und freigegeben. Eine weitere Herausforderung lag in der Ausstattung mit ausreichend Software zur Erstellung barrierefreier Dokumente. Der Bundesrechnungshof musste lernen, dass er mit den vorhandenen „Bordmitteln“ die Anforderungen der Barrierefreiheit nur unzureichend erfüllen kann. Weitere Softwarelösungen waren also erforderlich, mit welcher der Prüfungs- und Assistenzdienst mittlerweile vollständig ausgestattet ist. Eine weitere Erkenntnis zeigte sich darüber hinaus: Auch Autorinnen und Autoren brauchen Verständnis dafür, dass das Erstellen barrierefreier Dokumente komplex ist und daher auch einen höheren Zeitbedarf erfordert.

Einblick in die Praxis: Beispiel BMUV

Iris Göde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) informierte als dritte Referentin über die Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit in ihrer Behörde. Im BMUV wurde im Jahr 2021 die „Kompetenzstelle digitale Barrierefreiheit“ (KDB) eingerichtet.

Die Kompetenzstelle unterstützt ihre Kolleginnen und Kollegen im Haus bei der Umsetzung digitaler Barrierefreiheit mit folgenden Serviceleistungen:

  • Entwicklung von barrierefreien hausinternen Vorlagen und Mastertemplates
  • Veröffentlichung von Checklisten, Kurzanleitungen und Handouts im Intranet
  • Unterstützung bei der Erstellung von komplexen, hausinternen Dokumenten
  • Untertitelung und Transkription von Video- und Audiodateien im Rahmen von Veranstaltungen und weiteren Formaten
  • Beratung und Mitwirkung bei IT-Projekten zu allen Aspekten der digitalen Barrierefreiheit (Relaunch des neuen Intranets, Softwarebeschaffung, Website-Tests)
  • Vernetzung im BMUV und Geschäftsbereich

Dabei sind die Mitarbeitenden im Ministerium selbst verantwortlich für die Barrierefreiheit, die Kompetenzstelle gibt ihnen „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Im neuen Intranet des BMUV werden neue Dokumente nur noch als barrierefreie PDF-Dokumente veröffentlicht. Dafür wurden die Intranet-Redakteure von der Kompetenzstelle sensibilisiert, geschult und mit einer Software zur Erstellung von barrierefreien PDF aus Word ausgestattet. Sie sind Multiplikatoren für das Thema digitale Barrierefreiheit im Haus. Zusätzliche Unterstützung gibt die KDB den Kolleginnen und Kollegen in Form von individuellen Beratungssprechstunden.

Einblick in die Praxis: Beispiel Bundespresseamt

Als letzte Referentin berichtete Angelika Handrick, die Beauftragte für Barrierefreiheit im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA). Anfang 2020 wurde in der Verwaltungsabteilung mit der Stelle der „Beauftragten für Barrierefreiheit“ eine zentrale Koordinierungs- und Anlaufstelle geschaffen. Die Aufgaben der Beauftragten, Frau Handrick, sind die Umsetzung und Koordinierung der digitalen Barrierefreiheit im gesamten BPA. Dazu gehört u. a. das Erstellen von Konzeptionen, die Entwicklung von Maßnahmen, die Sensibilisierung der Kolleginnen und Kollegen sowie die Wissens- und Kompetenzvermittlung. Die Beauftragte für Barrierefreiheit bietet auch Word-Schulungen und andere Workshops zur digitalen Barrierefreiheit an und berät ihre Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsalltag.

Das Netzwerk digitale Barrierefreiheit

Seit Sommer 2022 veranstaltet die Bundesfachstelle Barrierefreiheit zweimal jährlich Netzwerktreffen zur digitalen Barrierefreiheit für Behörden des Bundes. Ziel ist der Austausch und die Vernetzung für die Umsetzerinnen und Umsetzer von digitaler Barrierefreiheit in den Behörden. Aktuell sind 140 Mitarbeitende von Bundesbehörden Teil des Netzwerks.

Sie möchten auch teilnehmen?

Wenn Sie in einer Bundesbehörde zum Thema digitale Barrierefreiheit arbeiten und Interesse haben, ebenfalls künftig am Netzwerktreffen teilzunehmen, melden Sie sich bitte bei der Bundesfachstelle:
bundesfachstelle-barrierefreiheit@kbs.de

Das nächste Netzwerktreffen ist für April/Mai 2024 geplant.